Wie funktioniert Selbsthypnose und Imagination für Krebspatienten?

Ein Selbsthypnose-Ritual beginnt mit vertiefter Entspannung durch innere Sätze (Autosuggestion), innere Bilder (Imagination) und Gefühls-Vorstellungen (Zustandsimaginationen), die den Übenden helfen, in einen vertieften Entspannungszustand und zu einer meditativen Haltung des Geschehenlassens zu finden. Diese führen nach einer Weile zu einer Orientierung der Aufmerksamkeit nach Innen, also zum Einsinken in einen Versenkungszustand (Trance) hinein. In dem Trancezustand wird mit Vorstellungen gearbeitet, die die Stimmung und den psychophysiologischen Zustand des Übenden verändern können. Hierbei ist der Trancezustand selbst als Wirkungsverstärker zu betrachten, weil die Wirkungen der Vorstellungen im Trancezustand wesentlich intensiver sind als durch bloßes Denken im Wachzustand. Der Übende stellt sich z.B. einen Zustand von psychischer Ausgeglichenheit, von gesundem Leben und von Harmonie in Beziehungen vor, entweder real oder symbolisch, beispielsweise in Form einer gesunden Landschaft, eines heilenden Lichts oder von wohltuenden Farben oder Klängen. Wie empirische Untersuchungen belegen, haben solche selbsthypnotischen Übungen in Trance signifikante physiologische Wirkungen im Immun- und Hormonsystem, können also zur Stärkung der Selbstheilungskräfte und zur Vorbeugung von Rezidiven beitragen.

Die physiologischen Prozesse, die zur Entstehung und Entwicklung, Metastasierung, Rezidivierung oder Heilung von Krebs beitragen, sind überaus komplex. Es handelt sich um ein hoch vernetztes Zusammenspiel von entgleisten Mutationen auf der Zellebene, die sich wahrscheinlich über mehrere oder viele Jahre hinweg entwickeln, bis eine Krebszelle schließlich soweit dereguliert ist, dass sie nicht mehr aufhört zu wachsen, vom Immunsystem aber nicht als gefährlich identifiziert und zerstört werden kann. Hierbei spielen komplexe systemische Zusammenhänge zwischen genetischen, immunologischen, hormonellen und neuronalen und psychischen Prozessen eine Rolle, bei deren Entschlüsselung die Wissenschaft heute erst am Anfang ist. Für die Imaginationsarbeit brauchen wir diese Zusammenhänge nicht im Detail zu kennen. Worauf es bei der Imaginationsarbeit ankommt, ist, eine einprägsame emotionale Erfahrung, also das subjektive Erleben einer gesundheitsfördernden Stimmung in Trance, die intensiv und wohl tuend genug ist, um gleichsam in die physiologischen Prozesse des Körpers hineinzusickern.

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Werner Eberwein