Wie funktioniert Hypnose bei Ängsten?

Bei der hypnotherapeutischen Behandlung von Ängsten und Phobien gibt es vier grundlegende Strategien:

1.) Dissoziativ: Der Hypnotherapeut leitet den Patienten in eine hypnotische Trance und suggeriert ihm dann beispielsweise, in seinem Trance-Erleben imaginativ aus seinem Körper „herauszugehen“ und sich gleichsam selbst von außen, aus der Vogelperspektive zu sehen, als ob er auf einer Wolke, einem Baum oder der Gardinenstange sitze („Meta-Position“). Aus dieser dissoziierten Position heraus kann der Patient dann mit Anleitung des Therapeuten seinen aktuellen Zustand so verändern, dass er die Angst-Situation angemessen bewältigen kann und sich anschließend in der Trance-Realität wieder „in sich selbst hineinversetzen“.

2.) Assoziativ: In einer hypnotischen Trance leitet der Hypnotherapeut den Patienten an, Kontakt mit abgespaltenen Anteilen aufzunehmen. Das können entweder
latente Fähigkeiten sein, die dem Patienten helfen können, seine Angst zu bewältigen, oder aber
abgewehrte (verdrängte, gespaltene, projizierte o.ä.) Anteile, die die Angst aufrechterhalten, zu denen der Patient im Wachzustand aber keinen Zugang hat.
Auf behutsame Weise leitet der Therapeut den Patienten dazu an, sich mit diesen abgespaltenen Anteilen zu verbinden, indem er in der Trance Realität in sie „hineingeht“, was ihm hilft, seine Ängste zu bewältigen.

3.) Regressiv: Der Hypnotherapeut leitet den Patienten in Trance an, Kontakt mit biografisch vergangenen Situationen oder Konstellationen aufzunehmen, die an der Entstehung der aktuellen Angst beteiligt sind. Dann leitet er den Patienten an, diese alte Situation zu bewältigen, beispielsweise indem der Patient Gefühle integriert, die er damals abwehren musste, oder indem er die alte Situation aus dem heutigen Blickwinkel des Erwachsenen betrachtet und bewertet und damit geistig neu einsortiert.

4.) Progressiv: In einer hypnotischen Trance leitet der Hypnotherapeut den Patienten an, sich in allen Details eine zukünftige Situation auszumalen, in der er seine Ängste bewältigt hat. Dann kann er ihn hypnotisch in diese positive Zukunftsvision hineinorientieren und die darin entwickelten Bewältigungsressourcen in die Gegenwart mitbringen. Oder er kann den Patienten einladen, aus der „bewältigten Situation“ in der Zukunft im Trance-Bewusstsein zurückzublicken in die Gegenwart, um zu „rekonstruieren“, wie er es geschafft hat, seine Ängste zu bewältigen.

Werner Eberwein