Was ist Salutogenese?

Das Konzept der Salutogenese (gr.: „Entstehung von Gesundheit“) stammt von dem israelisch-amerianischen Medizinsoziologen Aaron Antonovsky (1923-1994). Es stellt die stabilisierenden, Halt und Kraft gebenden Anteile des Menschen in den Vordergrund und fragt, was dem Menschen sein Wohlbefinden erhält, ihn zu Integration und Wohlgefühl hinführt und was ihn befähigt, selbst massiven Stressoren zu widerstehen oder sich nach Traumatisierungen zu erholen.

In den 1970er Jahre wertete Antonovsky eine Untersuchung von ehemaligen Insassen von Nazi-Konzentrationslagern aus und stellte fest, dass 29% von ihnen (im Unterschied zu 51% der Kontrollgruppe) trotz der unvorstellbaren Qualen des KZ und des anschließenden Flüchtlingsdaseins als körperlich und psychisch gesund beurteilt werden mussten.

Kohärenzgefühl

Antonovsky untersuchte die Frage, welche Eigenschaften und Fähigkeiten diesen Menschen geholfen hatten, sogar unter den Bedingungen der KZ-Haft ihre Gesundheit zu erhalten. Er fand heraus, dass ein zentraler Faktor beim Standhalten und Überwinden schwerer Traumatisierungen eine grundlegende Einstellung war, die er als „Kohärenzgefühl“ bezeichnete. Das Kohärenzgefühl besteht nach Antonovsky (1997) vor allem aus:

  • Verstehbarkeit: Ereignisse werden als strukturiert, geordnet, verstehbar, erklärbar und vorhersagbar betrachtet, nicht aber z.B. als schicksalhaft und unergründlich,
  • Bewältigbarkeit: der Mensch hat die Gewissheit, über geeignete Ressourcen zu verfügen, um selbst schwere Herausforderungen zu meistern,
  • Sinnhaftigkeit: der Mensch betrachtet sein Leben als auf sinngebende Ziele und Werte hin ausgerichtet und erlebt daher persönlicher Einsatz und Engagement als lohnend.

Als weitere Schutz- und Bewältigungsressourcen nennt Antonovsky:

  • die körpereigenen Abwehrkräfte,
  • individuelle, kulturelle und soziale Problemlösefähigkeiten sowie alltagspraktische Bewältigungsstrategien,
  • Ich-Stärke, Intelligenz, soziale Intelligenz, Einfühlungs- und emotionales Ausdrucksvermögen,
  • soziale Unterstützung, materieller Wohlstand, Bildung, geistige Entwicklung.

Wenn Sie mehr darüber erfahren wollen, können Sie mein Buch „Humanistische Psychotherapie“ oder die Bücher von Aaron Antonovsky zum Thema lesen.

Werner Eberwein