Kann man lernen in Trance zu gehen?

Manche Menschen denken, das es nur sehr wenigen, besonders dafür begabten oder jahrzehntelang geschulten Menschen möglich sei, Trance-Zustände zu erleben.

Wenn man sich Trance als spektakuläres Ausnahme-Erlebnis vorstellt (z.B. wie eine Schamanentrancen, das Orakel von Delphi und ähnliches) dann fällt es zunächst schwer, im Alltag Trancezustände zu erkennen – obwohl diese durchaus große Tiefe erreichen können. In der modernen Hypnotherapie nach Milton Erickson gehen wir aber davon aus, dass veränderte Bewusstseinszustände (genannt „Trance“) etwas natürliches sind, was jeder Mensch kennt und schon häufig erlebt hat, ja sogar tagtäglich in seinem Alltag erlebt.

Jeder Autofahrer kennt das Erlebnis, dass er im Laufe einer längeren Fahrt auf einer Autobahn plötzlich bemerkt, dass er für vielleicht 10 oder 20 Minuten „automatisch“ gefahren ist ohne sich seiner selbst bewusst zu sein, und ohne Erinnerung an diese Zeitspanne, während er aber in dieser Zeit beschleunigen, bremsen, Verkehrszeichen und Verkehrsregeln beachten und die Richtung einhalten konnte. Wir sprechen hier von einer „Autobahntrance„.

Ähnliches erleben Jogger manchmal, nachdem sie vielleicht 30 oder 40 Minuten lang gelaufen sind. (Gemeint ist hier nicht das „Runners-High“, das im Laufe von Extrembelastungen gelegentlich vorkommt, sondern eher dezente Zustände von angenehmer Selbstvergessenheit während ganz normalem Ausgleichs-Joggen.)

Auch bei langweiligen Vorträgen, beim Warten auf einen Bus, während einem spannenden Kinofilm, wenn man in einen Thriller vertieft ist, durch sinnlichen Augenkontakt, während einer entspannenden Massage, beim Dösen am Strand oder beim ausgelassenen Tanzen in einer Disco erleben wir Zustände, in denen wir nicht im alltäglichen Sinn wach sind, aber auch nicht einfach schlafen. Auch wenn wir das im Alltag in der Regel nicht so nennen – wir sind in Trance.

Trance ist ein veränderter Bewusstseinszustand, in dem man nicht im alltäglichen Sinn wach ist, aber auch nicht einfach schläft.

Man braucht also gar nicht erlernen, in Trance zu gehen, weil jeder das bereits kann und gut kennt. Was man aber erlernen oder üben kann, ist, gezielt und zu einem bestimmten Zweck in Trance zu gehen, den veränderten Bewusstseinszustand zu nutzen und willentlich wieder aus ihm aufzutauchen. Dies zu üben wird als „Selbsthypnosetraining“ bezeichnet.

Die einfachste Art Selbsthypnose zu üben ist das Anhören von Trance-CDs. Aber auch das bakannte Autogene Training sowie eine Vielzahl von meditativen oder körperorientierten Übungen (buddhistische oder Zen-Meditation, Qigong, Yoga, dynamische Meditationsformen usw.) ermöglichen es, gezielt Trancezustände zu erreichen und zu nutzen.

Wenn Sie mehr darüber erfahren wollen, können Sie meine Bücher „Die Kunst der Hypnose“ und „Wie Hynose wirkt“ oder „Humanistische Psychotherapie“ lesen.

Werner Eberwein