Sind die therapeutischen Wirkungen von Hypnose empirisch nachgewiesen?

Prof. Dirk Revenstorf von der Universität Tübingen kam nach einer Sichtung der vorliegenden Untersuchungen über Hypnose und Hypnotherapie zu dem Ergebnis, dass in folgenden Bereichen die Wirksamkeit von Hypnose/Hypnotherapie empirisch bestätigt werden konnte:

  • „… Milderung von Operationsfolgen in der Chirurgie
  • Senkung des Bluthochdrucks bei (meist milden) Hypertonikern
  • Verringerung asthmatischer Beschwerden und Anfälle
  • Verlängerung der Überlebenszeit bei Krebspatienten
  • Heilung von Warzen
  • Beschwerdemilderung beim „Irritable Bowel Syndrome“ (IBS)
  • Verminderung von Übelkeitsreaktionen bei chemotherapeutischer
  • Krebsbehandlung
  • Linderung bei Kopfschmerzen bzw. Migräne
  • Verminderung von Krebsschmerz oder behandlungsbedingten; Schmerzen
  • Schmerzkontrolle bei Patienten mit chronischen Schmerzen
  • Bewältigung von Ängsten und Phobien
  • Verbesserungen bei Schlafstörungen und Schlafwandeln
  • Verringerung des Einnässens bei Enuresis
  • Im Suchtbereich (Methadon) Erhöhung der Abstinenz
  • Gewichtsreduktion bei Adipösen
  • Förderung der Abstinenz bei Rauchern

… Insgesamt wurden 71 Studien mit insgesamt über 5000 Klienten in die Aufstellung einbezogen. … Besonders zahlreich sind die Belege der Hypnotherapie im Bereich Schmerz. Hier liegen Studien mit positiven Ergebnissen aus verschiedenen Bereichen vor: Kopfschmerz, Migräne, Krebsschmerz, Schmerzen bei medizinischen Eingriffen. Auch in der Angstbehandlung zeigt sich Hypnose in vielen Studien als wirksames Verfahren. … Bei der Überprüfung der Effektivität der Behandlung bei Warzen kann im Durchschnitt eine 30% Erfolgsquote erreicht werden. Damit überschreitet dieser Wert, den der Spontanremissionsrate von 16% um fast das doppelte (TENZEL & TAYLOR, 1969). Bei der Behandlung von Rauchern kann von einem Erfolg gesprochen werden, wenn die Spontanabstinenzquote von 15% überschritten wird (BAER, FOREYT, & WRIGHT, 1977). Dies ist in den 16 aufgeführten Studien der Fall. … Bei Schlafstörungen konnten 3 Studien beim Einsatz von Hypnose Erfolge zeigen. Bei Adipositas muß berücksichtigt werden, daß die Hypnose in allen 3 vorliegenden Studien in Kombination mit verhaltenstherapeutischen Techniken eingesetzt wurde, sich hier aber bewähren konnte. Zurückhaltender müssen die Ergebnisse bei Hypertonie und Asthma gewertet werden. Bei Hypertonie kam es in einer Studie sogar zu einem Blutdruckanstieg (CASE  et al., 1980) hochsuggestibler Patienten während der Hypnose. Bei Asthma konnte in einer Studie bei Kindern kein Erfolg erzielt werden (MORRISON et al. 1960 zit. nach MAHER-LAUGHNAN (1962) , S. 375). Zu folgenden Bereichen liegen nur einzelne Untersuchungen vor, so daß es hier noch einer weiteren Sicherung der Ergebnisse bedarf: Chirurgie, Überlebenszeit von Krebspatienten, IBS, Enuresis und Sucht.

Insgesamt ist die Wirksamkeit der Hypnotherapie in verschiedensten Bereichen mit hier genannten 71 Studien gut belegt. Vergleichsweise werden im Forschungsgutachten der Bundesregierung der BRD zur Psychotherapie für die psychoanalytische Kurztherapie 27, für die Gesprächstherapie 31, für operante Verfahren der Verhaltenstherapie71, die Desensibilisierung 82, das Biofeedback 87 und kognitive Verfahren, 102 empirische Studien aufgeführt (MEYER, RICHTER, GRAWE, SCHULENBERG, &SCHULTE, 1991). In den Metaanlysen von (SMITH, GLASS, & MILLER, 1980) erreicht die Hypnose sogar eine Effektstärke (basierend auf 19 Kontrollgruppenuntersuchungen), die den meisten anderen Therapieformen überlegen ist. Bei diesen Ergebnissen der Hypnotherapie ist die vergleichsweise kurze Behandlungsdauer, die Nichtinvasivität der Methode sowie die Geringfügigkeit von Nebenwirkungen zu berücksichtigen (MACHOVEC, 1986).  …“

Quellen:

Prof. Dr. Dipl.-Psych. Dirk Revenstorf, Universität Tübingen et al. (2003)
Expertise zur wissenschaftlichen Evidenz der Hypnotherapie
für den Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie der Bundesregierung

Wissenschaftlicher Beirat Psychotherapie
Gutachten zur wissenschaftlichen Anerkennung der Hypnotherapie (2006)