Was sind die Symptome einer Depression?

Depressionen gehören zu den mit Abstand am häufigsten auftretenden psychischen Störungen. 25% aller Frauen und 12% aller Männer machen einmal in ihrem Leben mindestens einmal eine schwere Depression durch.

Der Begriff der Depression (ICD10 F32) ist von dem lateinischen deprimere „niederdrücken“ abgeleitet. Er bezeichnet einen Zustand der psychische Niedergeschlagenheit und Stimmungseinengung, der mit einem Verlust der gefühlsmäßigen Schwingungsfähigkeit einhergeht, sowie mit Gefühlen anhaltender innerer Leere und von von Sinnlosigkeit des Lebens.

Bei depressiven Menschen ist die Fähigkeit, emotional auf Lebensereignisse zu reagieren, zum Beispiel mit Freude, Trauer, Mitgefühl, Begeisterung, Ärger oder Stimuliertheit eingeschränkt. Die Bandbreite des emotionalen Erlebens ist insgesamt reduziert und auf „negative“ Gefühle wie Trauer, Verzweiflung, Gereiztheit, Hoffnungslosigkeit und Hilflosigkeit fokussiert. Depressive Menschen sind emotional „herabgestimmt“, sie können sich weder richtig freuen noch trauern, und ihre Stimmung ist durch äußere Einflüsse kaum oder nicht auf Dauer aufhellbar.

Depressive Menschen leiden häufig unter globalen und/oder diffusen Ängsten (Ängsten vor allem, was auf sie zukommt, aber ohne recht zu wissen, wovor eigentlich), insbesondere unter Ängsten vor allen Anforderungen sowie unter anhaltendem Grübeln, Gedankenkreisen, unter Denkhemmungen und einem Gefühl der „Leere im Kopf“. Sie sind häufig unrealistisch und übertrieben besorgt, zum Beispiel in Bezug auf Verarmung oder körperliche Gesundheit. Ihr Antrieb ist gehemmt, sie schätzen sich insgesamt selbst negativ ein und leiden unter Merk- und Konzentrationsstörungen.

Depressive machen sich oft Selbstvorwürfe wegen „Nichtkönnen“, Versagen oder Minderwertigkeit und sind mit Gefühlen von Nichtgeliebt- oder Nichtgeschätztwerden beschäftigt.

Depressive zeigen häufig einen Mangel an spontanen Bewegungen, ihre Sprache ist oft monoton, gleichförmig und „einschläfernd“. Sie „wollen einfach nur ihre Ruhe haben“, aber Ruhe und Entspannung verstärkt bloß die Depression. Sie wollen „am liebsten weglaufen„, wissen aber nicht wovor und wohin. Sie erleben die Welt als leer, tot und wie versteinert, können aber nicht traurig sein („Gefühl der Gefühllosigkeit“).

Manche depressive flüchten sich in Überaktivität, Getriebenheit, leere Hektik und rastlose Unruhe, sind aber gleichzeitig in ihrem Ziel orientierten Denken und im Motivation antiebsgehemmt.

Vor allem depressive Männer neigen häufig zu Gereiztheit, Missmutigkeit und Aggressivität.

Depressive leiden unter einem fundamentalen Verlust ihrer Vitalität. Sie fühlen sich erschöpft und leicht erschöpfbar sowie chronisch müde und kraftlos. Sie leiden häufig unter anhaltendem körperlichen Druck-, Spannungs-, und Schweregefühlen, unter Appetitstörungen, Gewichtsab- oder Zunahme („Kummerspeck“). Ihre Infektionsanfälligkeit ist erhöht. Sie leiden unter Libidostörungen (Erektions- oder Feuchtigkeitsstörungen, keine Lust auf körperliche Nähe).

70-90 % der Depressiven haben Schwierigkeiten ein-oder durchzuschlafen. Ihr Schlaf ist zerhackt, oder sie wachen früh am Morgen auf ohne wirklich erholt zu sein.

Depressive klagen häufig über Druck-oder Schmerzgefühlen, vor allem in der Herz-oder Magengegend, über Engegefühle im Hals oder in der Brust und Schweregefühle im Kopf.

Viele Depressive haben Todeswünsche oder Suizidideen. 40-80 % der Depressiven haben Suizidideen, 20-60 % von ihnen begehen Suizidversuche. Die Suizidrate bei Depressiven ist 30 mal höher als in der Gesamtbevölkerung. 15 % der Patienten mit schweren Depressionen versterben durch Suizid.

Werner Eberwein