Was ist eine Borderline-Störung?

Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung neigen zu emotionaler Instabilität, Impulsivität, intensiven aber instabilen zwischenmenschlichen Beziehungen und heftigen, unvermittelten Stimmmungsschwankungen. „Borderline“ bedeutet wörtlich „Grenzlinie„. Die Borderline-Störung entsteht wesentlich durch Grenzüberschreitungen im Kindesalter und ist beim Erwachsenen durch Schwierigkeiten mit Strukturen und Grenzen gekennzeichnet (Neigung zu Grenzüberschreitungen bei gleichzeitiger Überabgrenzung).

Die Borderline-Dynamik wird besonders in nahen, vor allem in intimen Beziehungen aktiviert – in eher distanzierten Alltagsbeziehungen erscheinen Borderliner oft besonders stabil, überangepasst und dezent.

Partnerschaften mit Borderlinern nehmen nach oft stürmischer Annäherung in der Regel einen extrem wechselhaften und zunehmend widersprüchlichen bis chaotischer Verlauf mit wiederkehrendem, abrupten Kippen zwischen ängstlichen Klammern und unvermitteltem Wegstoßen und nicht selten unvorhersehbarer Beendigung, manchmal dann mit Wiederaufnahmeversuchen, als sei nichts geschehen.

  • Ihr Fühlen, Denken und Verhalten ist durch ein Hin-und-her-Kippen zwischen Extremen gekennzeichnet (entweder schwarz oder weiß, entweder nur gut oder nur böse usw.).
  • Sie zeigen aft dissoziative Symptome (z.B. Zustände von „Abwesenheit“ oder von „Gefühlsabschaltung“) sowie selbstverletzendes Verhalten (z.B. sich selbst schneiden, riskante Verhaltensweisen).
  • Menschen mit Borderline-Struktur haben oft eine übertriebene und zunächst unrealistische Angst vor dem Verlassenwerden.
  • Ihre Beziehungen zu anderen Menschen pendeln zwischen Idealisierung und Entwertung.
  • Ihr Selbstbild und ihre Selbstwahrnehmung ist instabil.
  • Es mangelt ihnen oft an der Fähigkeit, sich reflektierend selbst wahrzunehmen.
  • Sie neigen zu Suiziddrohungen oder suizidalen Handlungen, zu hochgradigen Mißstimmungen und zu Stimmungsschwankungen, Gefühlen von abgrundtiefer Leere, im Wechsel mit heftigen, unkontrollierten Wutausbrüchen, paranoiden Ängsten und dissoziativen Symptomen.
  • Borderline er können in raschem Wechsel diametral widersprüchliche Standpunkte einnehmen.
  • Ihr Selbstbild wechselt zwischen Minderwertigkeit und Größenwahn.
  • Sie haben große Schwierigkeiten, ihre Impulse zu kontrollieren und neigen zu unberechenbaren Handlungen.
  • Sie neigen dazu, abgespaltene Anteile ihres eigenen selbst nicht nur in andere Menschen hinein zu projizieren, sondern durch unbewusste, aber massive Manipulation die entsprechenden Gefühle und Verhaltensweisen im anderen Menschen tatsächlich hervorzurufen („projektive Identifizierung“).
  • Typisch ist ein irrationales, magisches Denken, bis hin zu Minipsychosen und paranoiden Vorstellungen.
  • Es fällt Borderlinern sehr schwer, Nähe und Distanz zu regulieren.
  • Sie haben große Angst vor Nähe und gleichzeitig vor dem Alleinsein.
  • Sie neigen dazu, übermäßig gekränkt zu reagieren und anderen Menschen scheinbar grundlos emotional oder körperlich zu verletzen.
  • Sie versuchen massiv, soziale (besonders intime) Beziehungen durch Druck und Manipulation zu kontrollieren, um sich in ihrer großen Verletzbarkeit vor Kränkungen oder emotionalen Rückzug zu schützen. (Paradoxerweise lösen sie häufig gerade dadurch im anderen genau die befürchteten Gefühle oder Verhaltensweisen aus, was nicht selten zu symmetrischen Eskalationen führt.)
  • Borderliner nach haben eine sehr niedrige Reizschwelle, sie sind dadurch sehr sensitiv und neigen zu endlosen Serien tiefer emotionaler Krisen.
  • Sie fühlen sich häufig von Gefühlsstürmen überschwemmt im Wechsel mit unerträglicher innerer Leere.

Wenn Sie mehr darüber wissen wollen, können Sie die Bücher z.B. von Kernberg, Linehan, Rohde-Dachser und Bohus zum Thema lesen.

Werner Eberwein